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Interview x Melia «Wickeln mit Stoff soll Freude machen»


Foto: Melanie Meier

Früher normal, heute eher selten geworden: der Gebrauch von Stoffwindeln. Stoffwindeln sind eine umweltfreundliche und nachhaltige Alternative zu Wegwerfwindeln, die aus Plastik und anderen nicht abbaubaren Materialien hergestellt werden. Um eine solche Wegwerfwindel herzustellen, braucht es sogar eine ganze Tasse Öl – dies stellt eine sehr hohe Ressourcenbelastung dar. Denn ein Baby braucht etwa 6.000 Windeln, bis es sauber ist. Einwegwindeln brauchen zudem bis zu 500 Jahre, um zu zerfallen.


Stoffwindeln können gewaschen und wiederverwendet werden, dies schont nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Darüber hinaus sind Stoffwindeln weitaus hautfreundlicher für Babys, da sie frei von Chemikalien sind, die in Einwegwindeln enthalten sein können. Es gibt eine grosse Auswahl an Stoffwindelsystemen, die je nach Hersteller sehr unterschiedlich sein können. Um hier den Überblick zu erhalten erweisen sich Stoffwindelworkshops als sehr hilfreich.


Marion Vogt und Anita Corrado, beides Mütter von 3 Kindern, haben sich in der Schweiz als Stoffwindelberaterinnen ausbilden lassen und bieten entweder Einzelberatungen oder Workshops zu den verschiedenen Systemen an. Die Balznerinnen konnten sich im vergangenen Jahr zudem den Traum einer eigenen Stoffwindellinie erfüllen, welche auf ihrer Webseite zu finden ist. Der Bonus? Die Windeln werden zu 100 % in der Schweiz hergestellt.



Ramona: Liebe Anita, liebe Marion, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für ein kurzes Interview genommen habt. Wie kam es denn zur Idee von Melia und seit wann gibt es euch als Team?


Anita: Als ich mich mit dem Thema Stoffwindeln auseinandersetzte, fand ich einfach keine Stoffwindeln, die mir vom Design gefielen. Es wurde mir klar, dass Wickeln mit Stoff auch Freude machen sollte. Da kam die Idee, dass ich für mich und auch für alle anderen Mütter schöne Stoffwindeln herstellen wollte.

Ich wollte alles über Stoffwindeln wissen und habe darum die Ausbildung zur Stoffwindelberaterin gemacht. Nach meiner Ausbildung durfte ich bei Marion eine Beratung machen und seit dort gibt es uns als Team. Ich bin froh, dass wir ein Team sind und wir das gemeinsam machen.



Ramona: Ihr seid beide Expertinnen in eurem Feld. Habt ihr zu den Stoffwindeln eine bestimmte Ausbildung absolviert?


Anita und Marion: Wir haben beide die Ausbildung zur Stoffwindelberaterin bei der Stoffwindelschule Schweiz gemacht. Anita im Januar 2021 und Marion im Sommer 2021.



Ramona: Wer ist denn für welchen Teil bei Melia zuständig? (z.B. Beratung / Verkauf)


Anita und Marion: Wir haben es so aufgeteilt, dass Marion für die Beratungen zuständig ist und Anita für die Entwicklung unserer eigenen Stoffwindeln. Da wir ein sehr kleines Team sind und viele verschiedene Aufgaben anfallen, erledigen wir diese je nach Zeit und ohne fixe Aufteilung.


Ramona: Die neue Webseite ist wirklich sehr schön geworden. Was bedeutet denn der Spruch «Für uns und unsere Kinder» für euch?


Anita und Marion: Der Spruch «Für uns und unsere Kinder» bedeutet für uns, dass wir auf unsere Umwelt achten möchten, damit auch unsere Kinder in einer schönen und lebenswerten Umwelt aufwachsen können und dies auch in Zukunft so bleibt.



Ramona: Was genau bietet ihr bei Melia an?


Anita und Marion: Unsere eigenen Stoffwindeln, selbstgemachte Wetbags, Stoffwindelzubehör, Stoffwindelberatungen, Workshops



Ramona: Die Frage, die wohl die meisten Personen interessiert, ist, sind Stoffwindeln wirklich nachhaltiger als Wegwerfwindeln? Könnt ihr hier kurz erklären, was denn nachhaltiger ist?


Anita und Marion: Für die gesamte Wickelzeit von 2-3 Jahren benötigt ein Kind ca. 6'000 Stück Wegwerfwindeln gegenüber ca. 25 Stoffwindeln. Dazu muss beachtet werden, dass die Produktion sowie Transportkosten und zusätzlich der Abfall dazu kommt. Wegwerfwindeln machen ca. 10 Prozent des gesamten Haushaltsmüll aus. Stoffwindeln müssen gewaschen werden, das ist klar. Beim Waschen kann aber noch auf diverse Punkte geachtet werden, um das Waschen ökologischer zu gestalten:

  • nicht heisser als 60° C waschen

  • Maschine ausreichend beladen

  • auf der Wäscheleine trocknen

  • Geräte mit A+ bevorzugen

  • Stoffwindeln für mehrere Kinder benutzen



Ramona: Das Vorurteil gegenüber Stoffwindeln ist, dass diese doch recht unpraktisch sein müssen. Stimmt das? Wie werden Stoffwindeln denn benutzt?


Anita und Marion: Stoffwindeln sind etwas aufwändiger, jedoch wenn etwas Routine eintritt, ist eine Stoffwindel ganz einfach zu benutzen. Es gibt eine wasserdichte atmungsaktive Aussenwindel, eine Saugeinlage und evtl. noch ein Windelvlies für den Stuhlgang. Je nach System ist es etwas anders, aber bei vielen kann man ganz einfach die nasse Saugeinlage durch eine trockene ersetzen und die Windel wieder anziehen. Auch das Wickeln für unterwegs ist unkompliziert. Die nasse Windel kann in einem sogenannten Wetbag («Nasstasche») wieder mit nach Hause genommen werden.


Ramona: Ihr verkauft auch eigene Stoffwindeln. Ist das eine Herzensangelegenheit von euch, eure eigenen Designs zu verkaufen? Und wie und wo werden diese hergestellt?


Anita und Marion: Ja auf jeden Fall ist das eine Herzensangelegenheit. Das Wickeln mit Stoff stärkt auch die Bindung zum Kind, da man sich bewusster mit dem Kind beschäftigt und sich Zeit dafür nimmt.

Unsere Meliawindeln werden im Nähwerk in Thun von Lernenden hergestellt. Wir sind stolz darauf, dass unsere Windeln in der Schweiz genäht werden. Viele Stoffwindeln werden in China produziert und das wollten wir nicht. Auch haben wir unsere Stoffe aus der EU. Diese werden aus PET-Flaschen hergestellt.



Ramona: Es gibt recht viele verschiedene Stoffwindelsysteme – wie soll man sich da auskennen?


Anita und Marion: Ja, es gibt sehr viele verschiedene Systeme und Marken, da einen Überblick zu behalten ist wirklich schwer. Darum bieten wir Beratungen an und auch Workshops. Wir zeigen die Windeln und man kann sie auch anfassen. So sieht man etwas besser was zu sich und zum Kind passen könnte.



Ramona: Wieso liegt euch Nachhaltigkeit am Herzen und was bedeutet das für euch im Alltag?


Anita und Marion: Wir haben beide drei Kinder und möchten für diese gute Vorbilder sein. Sie sollen wie bereits gesagt auch in Zukunft eine lebenswerte Umwelt vorfinden.

Es gibt viele ganz einfache Sachen, welche im Alltag leicht umzusetzen sind. Wir fahren zum Beispiel auch mit dem Auto, möchten jedoch mit unseren Stoffwindeln einen Teil für weniger Abfall beitragen.



Ramona: Was erwartet ihr euch für die Zukunft? Habt ihr auch Workshops geplant?


Anita und Marion: Uns würde es sehr freuen, wenn sich ganz viele Eltern für Stoffwindeln entscheiden.

Am 25. April fand unser zweiter Stoffwindel-Workshop im Vaduzer Hus statt.



Ramona: Was ist euer Lieblings-Nachhaltigkeitstipp?


Anita und Marion: Bezüglich Stoffwindeln: Feuchttücher können ganz einfach selbst hergestellt werden und anfangs reicht auch einfach ein Läppchen und Wasser😊

Unser Lieblingstipp beim Einkaufen: Obst-/Gemüsenetze immer zur Hand haben und auf Plastiksäcke verzichten.


Ramona: Vielen lieben Dank für eure Zeit und das tolle Gespräch!

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